|  | | Schiebs Kolumne Jagd auf Außerirdische: Wie Forscher mit Internetnutzern zusammenarbeiten von Jörg Schieb |
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Sternenfieber im Internet: Mehr als zehn Millionen Mal wurden die vorab im Internet veröffentlichten Trailer des neuen Star-Wars-Streifens "The Phantom Menace" bereits heruntergeladen. Zehn Millionen Mal! Und das in nur wenigen Tagen. Die offizielle Star Wars Home Page hat gute Chancen, als meist besuchte in die Analen einzugehen. Kult ist sie offensichtlich jetzt schon.
Mich wundert immer wieder die Geduld vieler Surfer. Denn jeder einzelne Trailer hat eine Größe von etwa 4,5 Megabyte, einige sind noch größer. Bei einer normalen Modemverbindung muss man da schon eine Weile warten vielen scheint das aber egal zu sein. Dafür ist die Bildqualität der Videos diesmal beachtlich. Noch nie habe ich derart brillante Aufnahmen im Internet gesehen. Chapeau! Während Außerirdische auf der Leinwand längst zum Alltag gehören, sind die Wissenschaftler in Wirklichkeit immer noch auf der Suche nach eindeutigen Hinweisen, dass extraterrestrisches Leben überhaupt existiert. Die amerikanischen Sternengucker des berühmten SETI-Projektes SETI steht übrigens für "Suche nach außerirdischer Intelligenz" greifen nun zu einem ungewöhnlichen Mittel, um die Suche zu beschleunigen. Sie bitten nämlich jeden, der einen PC oder Macintosh zu Hause stehen hat, ihnen bei der Suche zu helfen. Die Idee ist so einfach wie genial: Die meisten PCs drehen die meiste Zeit Däumchen, darauf wartend, dass der Benutzer etwas von ihnen will. Um sich abzulenken und der Einöde auf dem Monitor ein Ende zu bereiten, nimmt irgendwann ein Bildschirmschoner die Arbeit auf. Dann erscheinen immerhin mehr oder weniger witzige Animationen auf dem Bildschirm. Die Forscher des SETI-Projekts wollen diese weltweit nutzlos vergeudete Rechenkapazität nun sinnvoll nutzen. Ein interessanter Ansatz, denn zig Millionen PCs sind in genau diesem Augenblick, in dem Sie diese Zeilen lesen, zwar eingeschaltet, stehen aber nutzlos herum. Würden sie statt dessen eine sinnvolle Arbeit machen, am besten vernetzt, entsteht eine Rechenleistung, die jeden Supercomputer auf der Erde bei weitem übertrifft. Gedacht, getan: Die Forscher haben eine Software entwickelt, die Seti@Home heißt und Privat-PCs überall auf der Welt miteinander verbindet. Die Experten in Kalifornien rechnen mit rund einer halben Million Teilnehmer. Auf diese Weise ließe sich eine Rechnerkapazität erreichen, die etwa dem 100fachen der Supercomputer der Wissenschaftler entspricht. Und so funktioniert Seti@home: Immer dann, wenn der PC sich langweilt, analysiert er Funksignale, die von gigantisch großen Antennenanlagen aufgefangen werden, zum Beispiel vom legendären Very Large Array in Puerto Rico. Das Programm sucht in den Funksignalen nach Auffälligkeiten, die in der Natur kaum vorkommen können. Gleichzeitig erscheinen auf dem Bildschirm recht ansprechende Grafiken. Jeder PC-Benutzer bekommt ein anderes Signal zur Analyse vorgelegt. Auf diese Weise machen sich weltweit mehrere hunderttausend Computer gleichzeitig auf die Suche eine effektive Recherche. Sobald der Benutzer eine Taste drückt oder die Maus bewegt, kann er normal weiterarbeiten die Suche nach E.T. stört also nicht. Es besteht übrigens keine Notwendigkeit, ständig mit dem Internet verbunden zu sein: Alle paar Tage nur nimmt die Software Verbindung zum SETI-Server auf, um das Ergebnis der Arbeit abzuliefern und sich neue Datenpakete zur Analyse abzuholen. Die Verbindung dauert nur wenige Minuten, geht also auch nicht ins Geld.
Mir gefällt die Idee außerordentlich gut. Endlich können die Leerlaufzeiten in den Rechnern der Welt sinnvoll genutzt werden. Und wer weiß: Vielleicht ist es ja sogar IHR PC, der außerirdisches Leben entdeckt. Das wäre doch was!
Jörg Schieb lebt und arbeitet in der Nähe von Düsseldorf als freier Journalist für Computer-Fachmagazine, Publikumszeitschriften, überregionale Tageszeitungen und Hörfunk. Daneben ist er nicht nur Autor zahlreicher Computerbücher sondern auch von "Angeklickt", der Computerecke in der Aktuellen Stunde des WDR.
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